Blended Learning
Unter Blended Learning versteht man die Kombination aus virtuellen und klassischen Lehrmethoden. Doch es steckt mehr dahinter als nur die bloße Unterscheidung zwischen Online- und Offline-Lernkonzepten. Vielmehr kann Blended Learning die Brücke schlagen zwischen reinem E-Learning und dem klassischen Präsenzunterricht in der Offline-Welt.
Blended Learning: Was ist integriertes Lernen?
Die Fachwelt streitet noch über geeignete Übersetzungen für den Begriff „Blended Learning“. Manche bevorzugen „gemischte Lehrmethoden“ oder „integriertes Lernen“, andere sprechen lieber vom „hybriden Lernen“. Gemeint ist letztlich immer dasselbe, nämlich die Verbindung der Vorteile moderner E-Learning-Konzepte mit sinnvollen, nicht-virtuellen Lernanteilen. Diesen Anspruch kann integriertes Lernen per Definition erfüllen. Dennoch verwenden die meisten Fachleute lieber den Begriff „Blended Learning“, um keine Überschneidungen mit dem Bereich der Inklusion zu erzeugen, der ähnlich benannt wird, aber thematisch ein anderes Thema darstellt.
Definition Blended Learning
Beim herkömmlichen E-Learning wird nach dem sogenannten Virtualisierungsgrad unterschieden. Von medialer Anreicherung des klassischen Präsenzunterrichts (z. B. der Verwendung von Computern und Tablets im Klassenzimmer) bis hin zur reinen Online-Lehre gibt es verschiedene Abstufungen der Virtualisierung. Blended Learning begreift sich als Zwischenschritt, der die Vorteile und Nachteile der reinen Online- und Offline-Methoden sinnvoll ausgleichen und miteinander verknüpfen kann.
Der Begriff Präsenzunterricht wird hierbei oft falsch verstanden. Gemeint im Sinne von Blended Learning ist damit die physische Anwesenheit in einem Klassenzimmer oder einem Hörsaal. Prinzipiell könnte man aber auch ein Online-Seminar, das nur live abgehalten wird, als Präsenzunterricht begreifen, da man dafür auch direkt anwesend sein muss. Beim reinen E-Learning ist der/die Studierende in der Zeiteinteilung und Wahl der Örtlichkeit ungebunden.
Blended Learning - Vorteile und Nachteile
Vorteile im Blended Learning
Das Blended Learning hat gegenüber dem herkömmlichen Lernen viele Vorteile.
- höhere Flexibilität im Vergleich zum Präsenzlernen
- Virtuelle Lernanteile können zeitlich und örtlich selbst bestimmt werden.
- Der Lernerfolg ist sowohl im Vergleich zum reinen E-Learning als auch zu üblichen Massenvorlesungen oft größer.
- neue Möglichkeiten zur Interaktion zwischen Lehrer und Schüler
- zeitliche Flexibilität für beide Seiten
- effektivere Ressourcenauslastung für Lehrende und ihre Institute
Mögliche Nachteile im Blended Learning:
- hohes Selbstmanagement erforderlich
- größere Selbstverantwortung für Studierende
- ungewohnte Strukturen für Kommunikation und Interaktion
- Kontrollmöglichkeiten durch Lehrkräfte eingeschränkt
- größerer Zeitaufwand für die Vorbereitung von Online-Elementen
- höhere Anforderungen an die technische Infrastruktur auf allen Seiten
Wie funktioniert Blended Learning?
Jede Lernmethode hat spezifische Vor- und Nachteile. Eine Blended-Learning-Weiterbildung kann dabei helfen, die Vorteile aller Methoden zu nutzen und deren Nachteile nach Möglichkeit zu vermeiden. Ein Blended-Learning-Kurs muss also den Spagat zwischen mindestens zwei (oft sogar mehr) Welten schaffen, die früher kaum miteinander vereinbar schienen.
So haben reine Online-Kurse zwar den Vorteil, dass Sie im Gegensatz zu Offline-Präsenzveranstaltungen frei bei Ihrer Zeiteinteilung und nicht an örtliche Gegebenheiten gebunden sind, doch dafür fehlt der persönliche Kontakt zu Lehrenden und anderen Studierenden. Durch Blended-Learning-Kurse können Offline-Anteile mit der Flexibilität und Effizienz des E-Learnings kombiniert werden. Digitale Inhalte können somit jederzeit nach Bedarf abgerufen werden, während die notwendige soziale Interaktion für den Austausch mit anderen Studierenden und Lehrkräften dennoch möglich bleibt. Die Einteilung in drei Hauptbereiche hat sich hierfür in der Fachwelt durchgesetzt:
- E-Learning in Eigenverantwortung, im eigenen Tempo und an beliebigen Orten
- Live-Online-Learning zu festen Zeiten (z. B. Online-Übertragung von Seminaren und Vorlesungen oder ein virtueller Klassenraum mit festem Stundenplan)
- klassische Präsenzlehre: Offline lernen vor Ort im Hörsaal inklusive Austausch, Diskussion und Vertiefung von Inhalten mit anderen Anwesenden
Die Frage bleibt, wie die Verteilung der Anteile ausfallen sollte, um integriertes Lernen sinnvoll zu nutzen. Allgemein setzt sich bei vielen Hochschulen die Auffassung durch, dass die Art und Weise des Lernens weniger wichtig ist als die pädagogische Ausgestaltung und Taktung der jeweiligen Lerninhalte. Denkbar sind für Blended-Learning-Kurse zudem Rotationsmodelle, die eine feste Struktur vorgeben, um die Anteile zwischen Online- und Offline-Lernen sinnvoll zu gewichten.
Was beinhaltet Blended Learning?
Wenn Sie sich für eine Weiterbildung mit integrierten Lernmethoden interessieren, sollte Ihnen klar sein, dass Blended Learning ein gehöriges Maß an Selbstmotivation und Selbstdisziplin erfordert. Darin unterscheidet sich das Blended Learning nicht vom reinen E-Learning. Je nach Studiengang ist es aber sinnvoll oder gar erforderlich, sich mit anderen Studierenden sowie den Lehrenden auszutauschen. Diese Interaktionen sind bei nicht-linearen Onlineangeboten nicht ohne Weiteres möglich.
Lösungsansätze hierfür sind neben den angesprochenen Rotationsmodellen mit festen Strukturen auch flexible Modelle, bei denen Lehrkräfte (und andere Studierende) nach Bedarf face-to-face online kontaktiert werden können.
Ein häufiges Plus von Blended Learning Kursen ist zudem, dass man unkompliziert Anteile in anderen Bereichen oder ganz anderen Hochschulen einbinden kann, um das eigene Lernziel zu erreichen. Der Kursaufbau sollte von den Lehrenden entsprechend zielgerichtet gestaltet sein. So ist beispielsweise der „inverted classroom“ eine Möglichkeit, integrierte Lernkonzepte in den Regelbetrieb einzubinden. Klassischerweise folgt die Arbeitsphase an der Hochschule dem Vortrag. Beim „inverted classroom“ werden die Inhalte der Vorlesung hingegen vorab online zur Verfügung gestellt, damit beim eigentlichen Präsenztermin Fragen behandelt und Diskussionen geführt werden können.
Wichtige Begriffe im Blended Learning
Bei einer Weiterbildung nach dem Prinzip der integrierten Lernmethoden werden Ihnen einie Begriffe immer wieder begegnen:
- face to face: direkte Gespräche von Angesicht zu Angesicht mit anderen Studierenden und/oder Lehrenden; kann sowohl online als auch offline umgesetzt werden
- inverted classroom: Lernkonzept, bei dem Vorlesungen zunächst online vorab zur Verfügung gestellt werden, um dann im Präsenzteil ohne Verzögerung die Inhalte diskutieren zu können
- E-Learning: das Lernen am Computer, unabhängig von Ort und Zeit geschieht meist online, kann aber mit entsprechender Software auch offline realisiert werden.
- Rotationsmodell: vorgegebene Struktur, die Präsenz- und Online-Anteile genau festlegt
- Flexmodell: Studierende können nach Bedarf direkten Support durch Lehrende erhalten, arbeiten ansonsten aber in Eigenregie.
- Selfblend: Studierende stellen ihre Online- und Offline-Kurse nach eigenen Bedürfnissen zusammen.
Fazit zum Blended Learning: Integriertes Lernen verbindet das Beste aus zwei Welten!
Wenn Blended-Learning-Kurse zielgerichtet zusammengestellt werden, bieten sie viele Vorteile gegenüber dem reinen E-Learning, bei dem soziale Interaktionen nur sehr begrenzt möglich sind. Außerdem ist der Bedarf für Selbstmotivation und Selbstkontrolle bei integriertem Lernen nicht so ausgeprägt wie bei vollständigen Online-Angeboten ohne Präsenzunterricht.
Auf der anderen Seite kann das hybride Lernen aber die Nachteile der herkömmlichen Offline-Präsenzveranstaltungen durch größere Flexibilität und Effektivität ausgleichen. Voraussetzung hierfür ist jedoch ein hohes Maß an Selbstdisziplin, um die Online-Anteile in Eigenregie absolvieren zu können.